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An die Töpfe fertig- los: Wilfried Neudecker, der Lampertheimer Grand Maitre de Chuchi hat im ZDF-Fernsehstudio gekocht, gelitten, gejubelt und anschließend in Feierlaune gesungen: „Finale oho – Finale ohohoho.“ Nur dass es hier nicht um den goldenen Fifa-Weltpokal ging, sondern um den Einzug in das Finale der Sendung „Küchenschlacht“ mit Moderator Alfons Schubeck. Neudeckers glücksseliger Gesang, die Hymne – nach der Melodie „Volaré“ der Musikgruppe Gipsy Kings- wurde durch die anerkennende Bewertung des Zwei-Sterne-Kochs Christoph Rüffer ausgelöst. Der beste Koch Europas hielt nämlich seinen Daumen für den Lampertheimer Hobbykoch an Gründonnerstag in die Höhe. Und Schuhbeck ergänzte dazu anerkennend: „Mit Volldampf in’s Finale.“ Er schien sich denn auch über Neudeckers Sieg zu freuen. Obwohl der Fernsehkoch den Kandidaten Neudecker während der Show fortlaufend mit Worten piesackte. Das bestätigten auch zahlreiche Fernsehzuschauer. Doch der Spargelstädter Hobbykoch ließ sich beim Zubereiten der Speisen, trotz einiger Turbulenzen, nicht beirren und setzte seinen Tunnelblick auf. „Ruhe ist meine Stärke“, betont Neudecker. Je quirliger die Show durch Schuhbeck wurde, umso konzentrierter arbeitete er. Weitere Störfaktoren waren, dass das Fernsehteam nicht immer die richtigen Zutaten für die zu kochenden Speisen besorgt und auf den Arbeitsplatz gestellt oder die perfekten Vorbereitungen getroffen hatte. Im Hamburger Studio lieferten sich die Teilnehmer ein spannendes Koch-Duell nach Zeit. „Ich bin hier, um die Küchenschlacht zu gewinnen“, sagte Neudecker siegessicher und lachte verschmitzt. Einige Zuschauer durften bei der Koch-Show live dabei sein, wie Neudeckers Freunde und Wegbegleiter, Bernd Müller, Maitre de Chuchi und Chuchileiter (Vorstand) sowie Dieter Hartmann, Chef de Chuchi und der Fan der Gruppe, Gunter Massoth. Die Clubmitglieder reisten mit nach Hamburg, saßen im Kochstudio in der ersten Reihe, drückten ihrem Kochkollegen die Daumen und animierten ihn. Auf ihren Poloshirts war das Logo des Lampertheimer CC-Club Kochender Männer gut zu erkennen. Bernd Müller kam während des Küchenduells zu Wort. Er stellte den Männerkochclub „Spargelrunde“ vor, in dem 18 Hobbyköche aktiv sind. Willi Neudecker sei der Kreativste unter allen. Die Koch-Fans zu Hause vor den Bildschirmen konnten die Reihe als Aufzeichnung verfolgen. Ausgestrahlt wurden die Sendungen vom 6. bis 9. April, ab 14.15 Uhr. Um ein Haar wäre Wilfried Neudeckers Sieg in die Ferne gerückt. Bald hätte die weiche Konsistenz des Eigelbs von seinem pochierten Ei den Grand Maitre de Chuchi nicht weiter gebracht. Aber der Reihe nach. In Lampertheim wohnen und wirken Menschen, die die Spargelstadt repräsentieren und bekannter machen. So auch der Hobbykoch Wilfried „Willi“ Neudecker. Kochen sei sein Leben und darum nennt er sich „Kochholiker“. Außerdem hat er den Mumm und die Fähigkeit im Fernsehen vor laufender Kamera zu kochen. Vor drei Jahren erhielt er in der Sendung Sky 1 „MasterChef“ mit Ralf Zacherl den Spitznamen „Soßen-Willi“. Dort wurde er der drittbeste Hobbykoch Deutschlands unter 3000 Bewerbern. Später hat sich Neudecker beim ZDF für die Fernsehsendung „Küchenschlacht“ mit dem moderierenden Starkoch und Coach Alfons Schuhbeck beworben. Mit Erfolg. Leidenschaftliche Köche treten während der Folge gegeneinander an. Eigentlich wird eine Woche lang gekocht, aber weil Karfreitag ein Feiertag war, fiel der fünfte Tag weg. Jeden Wettbewerb bewertet ein anderer prominenter Koch die Schlemmereien. Da nun dieser Küchenwettstreit vorbei ist, kann auch über Einzelheiten des Duells berichtet werden. „Go Willi Go“, hieß die Devise, die Schuhbeck aufgriff und den Lampertheimer anfeuerte. Schließlich war der 70-jährige Neudecker viermal Tagessieger. „Das gab es noch nie“, betont Neudecker. Am 8. April hieß das Tagesmotto „Low Carb“ (ohne Kohlenhydrate). Hier fällte der Zwei-Sterne-Koch Thomas Martin das Urteil über die dargebotene Kochkunst: Neudecker bereitete in 35 Minuten am Tisch geräucherte Wachtel mit Blumenkohlpüree und Primeur-Gemüse zu. Das sich anschließende Final-Rezept stammte aus der Feder von Schuhbeck und brachte die Entscheidung zwischen Neudecker und seinem Gegner Patrick Karrengarn. Aus Tiefkühl Erbsen sollten Nockerln auf Gurken-Minz-Jogurt gezaubert werden. Außerdem wurde wilder Brokkoli ausfrittiert und ein Ei pochiert. Und dieses Ei, dass Neudecker zu kurz im leicht kochenden Essigwasser ziehen ließ, wurde ihm bald zum Verhängnis. „Die Gerichte von beiden Teilnehmern sehen gut aus“, urteilte erst einmal der Juror Rüffer. Der Küchenchef eines noblen Hamburger Restaurants piekste mit der Gabel das pochierte Ei an, das sogleich auseinanderlief. „Das ist zu flüssig“, so sein Kommentar. Und Neudecker sah seine Felle wegschwimmen. Dann genoss der Profikoch aber Neudeckers Gurken-Minz-Jogurt und war vom Geschmack fasziniert. Er schwärmte: „Boaaah. Fantastisch.“ Wenn Rüffer im Restaurant säße, würde er eine weitere Portion bestellen. „Ich kann gut abschmecken“, sagte der Lampertheimer hinterher über seine Fertigkeit. Vor allem mit seinem grandiosen Dip hat er sich im Finale gegen den 21-jährigen Patrick Karrengarn durchgesetzt. Mit dem Sieg befindet sich Neudecker in der Champions Week. Er wird sich erneut an den Studio Herd stellen und um den Titel Jahressieger kämpfen.
© Südhessen Morgen, Donnerstag, 16.04.2020, Autor: Rosi Israel
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